Claudia Vierle : Camillo Schneider - Kapitel 8

8. 1920-1932: Neuanfang in Berlin

8.1 Mitherausgeber der „Gartenschönheit"

Trotz der schlechten ökonomischen Bedingungen in Berlin - auch bezüglich des Zeitungswesens wie Anna Hahnenstein schildert: „Anfang der Zwanziger Jahre lag nicht nur der deutsche Gartenbau danieder, auch das Zeitschriftenwesen kämpfte mit großen Schwierigkeiten" [Anm.#165: Anne Hahnenstein 1996: Gartenzeitschriften von anno dazumal, kraut & rüben, H. 12, 30.] - wurde 1920 in Berlin die „Gartenschönheit" als neue Gartenzeitschrift auf den Markt gebracht. Das Monatsheft beschäftigte sich in seinen Artikeln hauptsächlich mit der „richtigen Anwendung der Pflanzen in Gärten und Parken". [Anm.#166: R. Zander 1951: Camillo Schneider (Nachruf). Garten und Landschaft, 61. Jg., H. 2, S.12-13.46] Die populärwissenschaftlichen Beiträge informierten vor allem über gartenbauliche Themen.

Als „Konkurrenten" auf dem Zeitschriftenmarkt kamen in Deutschland zu dieser Zeit nur zwei Blätter in Betracht, weil sie ein ähnliches fachliches Spektrum wie die „Gartenschönheit" behandelten: „Die Gartenwelt", bei deren Anfängen auch Camillo Schneider mitgearbeitet hatte sowie „Möllers Deutsche Gärtnerzeitung". Beide zeichneten sich jedoch durch einen stärkeren Bezug zur Fachgärtnerei aus und hatten somit eine andere Zielgruppe. „Die Gartenkunst", eine weitere überregionale Zeitschrift, die zugleich das Publikationsorgan der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst war, wandte sich eher an den Gartenarchitekten. Ihr Schwerpunkt lag in der Publikation von Plänen und Ansichten zur Gartengestaltung. Auch die regionalen, Vereinen angegliederten Gartenbauzeitschriften stellten keine ernsthaften Rivalen im Kampf um die Gunst der angestrebten Leserschaft dar, obwohl diese Blätter sich ebenfalls Teilaspekten aus dem Themenspektrum der „Gartenschönheit" widmeten. Der Grund ihrer mangelnden Konkurrenzfähigkeit lag darin begründet, daß sie in nur geringen Auflage stärken erschienen, und ihr Vertrieb lokal begrenzt war. Selbst das älteste Vereinsblatt, „Die Gartenflora", das Organ der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft, hatte seit der Jahrhundertwende stark an Bedeutung eingebüßt.

Die neue Zeitschrift „Gartenschönheit" paßte sich hervorragend den oben beschriebenen Marktbedingungen an, indem sie sich im Gegensatz zu den anderen Zeitschriften nicht vorrangig an ein Fachpublikum wandte, sondern insbesondere den an der Ziergärtnerei interessierten Laien ansprechen wollte. Diese Zielgruppe konnte durch ein für diese Zeit exklusives Layout mit Farbseiten in Verbindung mit einem niedrigen Preisniveau gewonnen werden. Der jährliche Bezugspreis betrug beispielsweise 1930 für die „Gartenschönheit" RM 15,-, für „Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung" und die „Gartenwelt" dagegen RM 20,-.[Anm.#167: C. Schneider (Hg.) 1930: Jahrbuch der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Gartenkultur, 1. Bd., Berlin. 93ff.] In ihrem dritten Jahr erreichte die „Gartenschönheit" immerhin eine Auflage von 10.000 Heften. [Anm.#168: Anne Hahnenstein: Gartenzeitschriften von anno dazumal, kraut & rüben, 12/1996. 30. 169]

Seit Erscheinen der „Gartenschönheit" im Januar 1920 publizierte Schneider Artikel in dieser Zeitschrift. Die Initiative zur Mitarbeit Schneiders an der „Gartenschönheit" ging von ihrem Verleger und Herausgeber Oskar Kühl aus. Motiviert durch diese neue Aufgabe, die auch redaktionelle Tätigkeiten miteinschloß, verließ Schneider nach einjährigem Aufenthalt Wien. Er gab seine Stellung als Generalsekretär der Österreichischen Gartenbaugesellschaft auf und siedelte Anfang Oktober 1920 nach Berlin [Anm.#169: 1924 wohnte er in der Bismarckstr. 19 in Berlin-Charlottenburg.] über. [Anm.#170: J. Wacker 1986: Camillo Schneider - Zur Erinnerung (Manuskript). Mahlow.]

Abb. 16: Schriftzug der „Gartenschönheit". Die florale Ornamentik wechselte von Zeit zu Zeit. [Anm.#171: Titelblatt des 1. Jg. 1920 der „Gartenschönheit".1920-1932: Neuanfang in Berlin 47]

Sein Engagement konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die formale und inhaltliche Ausgestaltung der „Gartenschönheit". Er gewann diverse Autoren zur Mitarbeit, wobei ihm seine bisherigen beruflichen Kontakte zu verschiedenen Institutionen und seine persönlichen Bekanntschaften von Nutzen waren. Auch aufgrund dieser kompetenten Mitarbeiter zeichneten sich die Fachartikel durch einen hohen Standard aus. Der Leser konnte davon ausgehen, daß die Beiträge auf neuestem Kenntnisstand und wissenschaftlich fundiert waren, zugleich wurde auf genügend Praxisbezug geachtet. Insbesondere die optische Ausgestaltung der Artikel machte eine der Qualitäten dieser Zeitschrift aus. Oskar Kühl, der für druck- und verlagstechnische Belange verantwortlich war, verwandte viel Zeit und Mühe darauf, eine gute Druckqualität der Photographien und Abbildungen zu erzielen. Ebenso räumte Schneider der Abbildung einen wesentlichen Stellenwert ein und illustrierte, wie schon ehemals für die „Gartenwelt", seine Aufsätze mit eigenen Photographien. Endlich war es ihm möglich, in der „Gartenschönheit" seine Farbphotographien nach dem Lumiere-Verfahren auch in Farbe zu veröffentlichen.

Doch beschränkte sich Schneiders Tätigkeit bei der „Gartenschönheit" nicht nur auf das Verfassen von Beiträgen. Zusammen mit Karl Foerster [Anm.#173: Karl August Foerster (1874-1970), Inhaber einer Staudengärtnerei (Bornim bei Potsdam) und Gartengestalter sowie Publizist gärtnerischer Literatur (G. Gröning u. J. Wolschke Bulmahn 1997: Grüne Biographien. Berlin/Hannover).] und Oskar Kühl fungierte er als Herausgeber der Zeitschrift. In dieser Funktion betreute Schneider verschiedene Rubriken, für die er selbst diverse kürzere Artikel schrieb. Unter diesen Beiträgen finden sich u. a. mehrere Reisenotizen, in denen er die Eindrücke schilderte, die er auf seinen zahlreichen Reisen durch alle Teile Deutschlands und in mehrere europäische Länder gewonnen hatte. Sinn und Zweck seiner Reisen waren neben der Teilnahme an Tagungen [Anm.#174: s. z.B. C. Schneider 1923: Der internationale Gartenbau-Kongreß zu Amsterdam I-II. Gartenschönheit, 4. Jg., 239-240, 218-219.] und Ausstellungen [Anm.#175: s. z.B. C. Schneider 1926: Dresden im Zeichen der Rose. Gartenschönheit, 7. Jg., 223.] auch der Besuch von Baumschulen und Gärtnereien sowie von Parks [Anm.#176: s. z.B. C. Schneider 1924: Englische Gärten. Der Felsengarten von Brockhurst. Gartenschönheit, 5. Jg., S: 183-187. oder-1924: Spanische Gärten. Das Generalife. Gartenschönheit, 5. Jg., 141-148.] und botanischen Gärten [Anm.#177: s. z.B. C. Schneider 1922: Gartennotizen aus Bremen. Gartenschönheit, 3. Jg., 233.].

Ab 1924 wirkte Camillo Schneider als Co-Autor bei einer Buchreihe mit dem Titel „Bücher der Gartenschönheit" mit, die im „Verlag der Gartenschönheit" erschien und die insbesondere für den Laien und Hobbygärtner konzipiert war. Diese Reihe, die wie die namengebende Zeitschrift „Gartenschönheit" Themen der Ziergärtnerei behandelte, war mit vielen Abbildungen, darunter diversen Farbaufnahmen, ausgestattet. Das ungewöhnliche, fast quadratische Format der Bücher garantierte einen hohen Wiedererken-nungswert, ebenso der Umstand, daß die Autoren den Lesern der „Gartenschönheit" bereits durch Artikel in dieser Zeitschrift bekannt waren. Die Leserschaft bekundete für die neue Buchreihe so großes Interesse, daß für einige Bände eine zweite Auflage erforderlich wurde. Schneider wandte sich im Kontext dieser Reihe 1927 erstmals intensiv der Dahlie, einer damals geschätzten Modeblume, zu, der er zusammen mit Karl Foerster einen Band widmete. [Anm.#178: Karl Foerster, Camillo Schneider (Hg.) 1927: Das Dahlienbuch, Bücher der Gartenschönheit, 5. Bd., Berlin-Westend.]

Schneiders verstärktes Interesse für Stauden und Einjahrsblumen offenbarte sich in mehreren Artikeln in der „Gartenschönheit" [Anm.#179: s. z.B. Schneider, C. 1923: Die Einjahresblumen der Voreltern. Gartenschönheit, 4. Jg., 165-168.48]. Doch beschäftigte er sich auch weiterhin mit den von ihm bislang bevorzugten Gehölzen. Eine offizielle Würdigung seiner bisherrigen dendrologischen Arbeiten wurde ihm 1926 von der Royal Horticultural Society zuteil. Die britische Gartenbaugesellschaft ernannte ihn aufgrund seiner qualitativ hochwertigen, ausgezeichneten Arbeiten auf dem Gebiet der Dendrologie zum Ehrenmitglied. [Anm.#180: N.N. 1926: Chronik. Gartenschönheit, 7. Jg., 112.]

Abb. 18: Dahlie Frau Frieda Falkenhagen (Aufnahme: C. Schneider 1927) [Anm.#181: Farbfotografie aus: Karl Foerster, Camillo Schneider (Hg.) 1927: Das Dahlienbuch, Bücher der Gartenschönheit, 5. Bd., Berlin-Westend. 53.]

In England ließ Schneider sich mit Margot Margarete Haupt trauen, die in England als Kind deutscher Eltern aufgewachsen war, nachdem seine erste Ehe mit Juliana, geborene Kerber, geschieden worden war. Der inzwischen 49jährige heiratete die 25jährige Margot am 5. Mai 1925 in Richmond/Surrey. [Anm.#182: Archiv der HdK Berlin: Teilnachlaß Camillo Schneider.1920-1932: Neuanfang in Berlin] In den Zwanzigern etablierte sich Schneider nun als Berliner Gartenbauschriftsteller, arbeitete aber auch noch als Gartenarchitekt.



8.2 Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Gartenkultur

Seit längerem fiel Schneider das Fehlen einer großen Gartenbaugesellschaft in Deutschland auf. Die bestehenden Vereinigungen in Deutschland konnten zwar schon auf eine lange Existenz zurückblicken, wie beispielsweise die „Flora" in Dresden, sie hatten sich jedoch mehr und mehr zu reinen Fachorganisationen für Gärtner und Gartenbaubetriebe entwickelt. Für die interessierten Laien und Gartenbesitzer entdeckte Schneider keine adäquaten Foren, wie sie sich in England mit der Royal Horticultural Society und auch in den USA mit diversen „Garden Clubs" anboten. Durch die stetige Neueinführung vieler Arten und Sorten war die Zahl der Gartenpflanzen stark angestiegen und noch weiter im Steigen begriffen, eine eingehende Prüfung dieses neuen Materials auf Eignung im Garten fehlte jedoch. Statt dessen kam es des öfteren vor, daß das vertriebene Samengut nicht den angekündigten Erwartungen entsprach. So waren innerhalb einer Sorte öfter unterschiedliche Wuchshöhen zu beobachten, teilweise wiesen einige der gezogenen Pflanzen sogar andere Blütenfarben auf als vom Züchter beabsichtigt. Camillo Schneider forderte daher, die Sorten auf ihre Tauglichkeit hin zu überprüfen:

Was heute nur in ganz vereinzelten Fällen und auch noch kaum nach zeitgemäßen Prinzipien geschieht, ist richtige Materialprüfung, zielbewußte Sichtung des pflanzlichen Werkstoffes, Einschränkung durch gut begründete Ausmerzung des Vielzu-vielen, des Untauglichen - Bereicherung durch Auslese des wirklich allgemein Brauchbaren, durch bewußte Züchtung solcher Formen, wie sie uns nötig und möglich erscheinen. " [Anm.#183: C. Schneider 1930: Was will die Arbeitsgemeinschaft. Jahrbuch der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Gartenkultur, 1. Bd., Berlin, 53.]

Diese Auslese nur Fachleuten, d.h. den Züchtern, zu überlassen, hielt Schneider für unzweckmäßig, da sie erstens nicht die nötige Neutralität mitbrächten und zweitens nicht in der Lage wären, das „ästhetische Moment" genügend zu berücksichtigen, wie es nur aus „einer in hoher Lebenskultur begründeten Anschauung heraus" geschehen könne. [Anm.#184: Ebd., 55.]

Im Januar 1930 gründete Camillo Schneider aufgrund dieser Überlegungen die „Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Gartenkultur" und formulierte als ihre Hauptaufgabe „die Prüfung des vorhandenen pflanzlichen Werkstoffes nach bestimmten Gesichtspunkten auf möglichst vielen, kleinen, über ganz Deutschland verstreuten Stationen" [Anm.#185: Ebd., 54.] Sämtliche Vorhaben wurden privat über die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft finanziert. Ihre 26 Gründungsmitglieder, unter ihnen z.B. der Architekt Peter Behrens [Anm.#186: Peter Behrens (1868-1940).], der auch Artikel in der „Gartenschönheit" veröffentlichte, waren durchwegs wohlhabend und dem Bildungsbürgertum zugehörig. Schneider erhoffte sich gerade von reichen, gebildeten Mitgliedern am meisten:

„Die Kreise, die die höhere Lebenskultur besitzen, werden auch die Gartenkultur reicher befruchten und inniger mit der Lebenskultur verschmelzen. " [Anm.#187: C. Schneider 1930: Was will die Arbeitsgemeinschaft. Jahrbuch der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Gartenkultur, 1. Bd., Berlin, 51]

Über die Aufgabenstellung und Struktur der Arbeitsgemeinschaft schrieb Camillo Schneider in ihrem Gründungsjahr 1930:

„Die Arbeitsgemeinschaft stellt vorläufig eine zwanglose Vereinigung von Gartenfreunden und einigen Fachleuten dar, die den Boden für eine große Gesellschaft für Deutsche Gartenkultur vorbereiten soll. Sie ist kein Verein im üblichen Sinne des Wortes, sondern will durch die Tat wirken und durch die Lösung bestimmter Aufgaben den deutschen Gartenbau, die Gartengestaltung und vor allem die Gartenpflege des Liebhabers fördern. Kurzgefaßt sind ihre ersten Aufgaben:

1. Zusammenschluß aller ernsten Gartenfreunde, die willens sind, am Aufbau der Deutschen Gartenkultur mitzuarbeiten.

2. Durchführung kritischer Kulturversuche mit Ziergewächsen des freien Landes und Glashauses in bestimmter Verteilung an möglichst vielen über Deutschland verteilten Versuchsstellen.

3. Schaffung einer Zentrale, die vermittelt und Auskunft erteilt sowie die Versuche ausarbeitet, verteilt, überwachen hilft und die Ergebnisse zusammenstellt.

4. Die Herausgabe von Jahrbüchern, die ähnlich dem vorliegenden ausgestaltet sind. " [Anm.#188: Ebd., 49.]

Die Wirtschaftskrise erschwerte jedoch die Arbeitsbedingungen , so daß nur dieses eine Jahrbuch von 1930 erschien. Wegen Geldmangels wurden die Aktivitäten in den nächsten zwei Jahren zunächst eingeschränkt und schließlich die Gesellschaft aufgelöst.

Die zu testenden Pflanzen wählte man möglichst gleichmäßig aus allen damals für den Garten als wichtig betrachteten Pflanzengruppen aus. [Anm.#189: Ebd., 57ff.] Deshalb wurden in den Versuchen diverse Gartenblumen wie Tagetes, Duftwicken, Begonien und verschiedene Dahliensorten getestet. Auf die Problematik der Taxonomie der Dahlien waren Schneider und Foerster bereits bei ihrem „Dahlienbuch" gestoßen. Zweck der Dahlienversuche war daher neben der Feststellung, welche der Pflanzen sich für eine weite Verwendung im Garten eigneten, durch vergleichende Versuche zu einer für die Praxis übersichtlicheren taxonomischen Einordnung der vielen neuen Sorten zu kommen. Diese neuen Erkenntnisse wurden beim Nachtrag zum „Dahlienbuch", betitelt mit „Die neuen Dahlien", berücksichtigt [Anm.#190: K. Foerster, C. Schneider 1933: Die neuen Dahlien. Berlin- Westend.].

An die Versuchsleiter wurde eine auf den jeweiligen Versuch abgestimmte Anweisung versandt, deren Einhaltung eine einheitliche Versuchsdurchführung und damit die Vergleichbarkeit der Versuche untereinander gewährleisten sollte. Die Teilnehmer verteilten sich über das ganze Land mit Häufungen in Berlin und Hamburg. Auch einige Leiter städtischer Gärtnereien wirkten bei den Versuchen mit, unter ihnen K. Pöthig, Gartendirektor der Stadtgärtnerei Neukölln (Stations-Nr. 4, s. Abb. 16), mit dem Schneider schon als Autor zusammengearbeitet hatte [Anm.#191: s. Kurt Pöthig, Camillo Schneider 1928: Hausgartentechnik. Das Handwerk der Anlage, Pflanzung und Pflege. Bücher der Gartenschönheit, 12. Bd., Berlin.], und der Direktor des Botanischen Gartens von Essen, Körte (Nr. 32). Prof. P. Schultze-Naumburg in Saaleck bei Bad Kosen (Nr. 29) mit seinem Obergärtner Katzer sowie Karl Foerster, der in Bornim bei Potsdam eine Staudengärtnerei betrieb, beteiligten sich ebenfalls an den Versuchen. Mit vielen der mitwirkenden Berufsgärtner war Schneider persönlich bekannt und hatte schon mit ihnen zusammengearbeitet, so z. B. mit Paul Kache [Anm.#192: Paul Kache (1882-1945) arbeitete mit Schneider u.a an Bd. 3 der „Bücher der Gartenschönheit": P. Kache, C. Schneider 1924: Einjahresblumen. Berlin-Westend.], der inzwischen die Stelle des Gartendirektors der staatlichen Gartenverwaltung in Sanssouci (Nr. 7) bekleidete. Weitere Versuchs Stätten wurden auf den Gütern vermögender Großbürger eingerichtet, beispielsweise auf dem Heinenhof bei Potsdam (Nr. 1), der sich im Besitz von Dr. Carl Fr. von Siemens und Frau Geheimrat Harries befand.

Abb. 19: Karte mit Angabe der Versuchsteilnehmer [Anm.#193: C. Schneider 1930: Unsere ersten Versuche. Jahrbuch der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Gartenkultur, l.Bd., Berlin, 66.]

Die einzelnen Versuchsbeschreibungen und -ergebnisse wurden - soweit nicht im Jahrbuch von 1930 veröffentlicht - fortlaufend in der „Gartenschönheit" publiziert. [Anm.#194: 1932 gab Camillo Schneider folgende Anschrift für Interessenten an der Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Gartenkultur an: Neue Ansbacher Straße 12, Berlin W50.] Die Bemühungen C. Schneiders um eine gewisse Standardisierung der Samen und Setzlinge entsprachen dem Zeitgeist insofern, als spätestens seit dem 1. Weltkrieg das Streben nach Reduktion von Typenvielfalt und nach Normierung in der Industriekultur allgemein beobachtet werden konnte.[Anm.#195: 1917 wurde beispielsweise das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) gegründet. (Martin Klein 1993: Einführung in die DIN-Normen. Stuttgart, Berlin, Köln. 3)]

[Kapitel 9]