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den untern Amur wenig Zeit, sondern musste diese ganz auf den von mir noch nicht besuchten südlichen und obern Stromlauf verwenden, an welchem letztern jedoch die Vegetation sich bald jeder Beobachtung unter dem inzwischen gefallenen Schnee entzog. Am 8-ten October, nach dreimonatlicher Ruderfahrt, erreichte ich Ust-Strelotschnoi Karaul, glücklich meine grösste, anstrengendste und letzte Fahrt auf dem Amur beendet zu haben.

Herr Dr. L. v. Schrenck sammelte Pflanzen auf folgenden Reisen: am 26-ten Juli 1854 in der Bai Hadshi (Barracouta-bay der Engländer, Kaiserhafen der Russen), wobei ich noch anführe, dass ich Pflanzen von diesem Standorte, im Sommer 1855 gesammelt, auch vom Herrn Kusnezoff erhielt, ferner botanisirte Schrenck beim Dorfe Meo unweit Nikolajewsk im Aug. 1854, machte im ersten Frühlinge 1855 die Reise von Nikolajewsk bis nach dem 70 Werst oberhalb Kitsi gelegenen Dorfe Pulssa und besuchte darauf im Anfange Juni's die Umgebung des Postens Alexandrowskoi in der Bai de Castries. Endlich machte er botanische Sammlungen auf seiner Rückreise den Amur aufwärts von Nikolajewsk bis Ust-Strelotschnoi Karaul, im Sommer 1856.

Herrn Maack, Reisenden der Kaiserlichen Russischen geographischen Gesellschaft, war es vergönnt, auf einer Reise den Amur abwärts von Ust-Strelotschnoi Karaul bis Mariinsk im J. 1855. die Frühlingsflor des obern Amur (bis zur Seja-Mündung) und den Frühsommer des südlichen kennen zu lernen, während er auf seiner Rückreise die Herbstflor des untern und südlichen Amur zu beobachten Gelegenheit hatte.

Herr Dr. Weyrich, damals Arzt auf dem Dampfschooner Wostok, besuchte im September l 853 Noto-Sama und im Juli 1854 die Braunkohlenbucht südlich von Dui, beides Oertlichkeiten der Westküste Sachalins, sowie er mir auch einzelne Pflanzen vom Nord-Ende dieser Insel, von der Amur-Mündung und aus der Bai Hadshi mittheilte.

Endlich hatte Herr Carl von Ditmar, der Erforscher Kamtschatka's, die Freundlichkeit, auf einer sehr eiligen Reise Amur-aufwärts früh im J. 1856 einige Pflanzen zu sammeln, unter denen sich blühende Exemplare mancher Arten befinden, welche von andern Reisenden nur im Fruchtzustande beobachtet worden sind.

Am Schlüsse dieser Uebersicht über die Amur-Reisen muss ich noch hinzufügen, dass man von ihnen nicht das verlangen kann, was man von unter gewöhnlichen Umständen ausgeführten wissenschaftlichen Excursionen zu erwarten das Recht hat. Man bedenke vielmehr, dass der Amur-Reisende jener Zeit, mit den geringsten Mitteln ausgerüstet und in kleinem Ruderboot, meist stromaufwärts, ungeheure Strecken durchrudern muss, will er dieser grossartigen aber einförmigen Natur möglichst viele Seiten ablauschen, dass er immer wieder zu den für ihn meist ungünstig gelegenen Niederlassungen, den Ausgangspunkten seiner Reise, zurückkehren muss, während der Fahrt sehr oft selbst am Steuerruder steht, nur wenige Stunden täglich zum Aufenhalt auf dem Lande erübrigen, also nicht tiefer in dasselbe eindringen kann, endlich aber in stündlicher Gefahr schwebt, die mühsam erworbenen Sammlungen auf der Monate langen Reise verderben oder zu Grunde gehen zu sehen.

Aus dem Vorhergehenden erheilt schon dass die Ufer des untern Amur von seiner Mündung weiter