Symbolae ad Floram Anatolicam.

J. Bornmüller (Weimar).

Fedde's Repertorium 1940 Beihefte Band LXXXIX, 1. Band. Paeonia p.15

[sitemap]

Seit dem Erscheinen von Boissier's “Flora Orientalis", einschließlich des Supplementes R. Busers i. J. 1888, sind bereits 4 ½ Dezennien verflossen, ohne daß ein weiteres Supplementum dieses für alle Zeit grundlegenden Werkes erschienen oder ernstlich in Angriff genonmen worden wäre. Ein solches hatte zwar H. Wolff zu Beginn des Jahrhunderts in Aussicht gestellt und die Herausgabe desselben von der erforderlichen Anzahl der Subscribenten abhängig gemacht, doch blieb das Unternehmen in den ersten Anfängen stecken. Schon bezüglich der Umgrenzung des Gebiets stellten sich Schwierigkeiten ein, die das Ganze zum Scheitern brachten. In der Tat dürfte die Ausarbeitung eines solchen Werkes — d.h. in der alten Umgrenzung des gesamten in Boisser's Flora Orientalis behandelten Florengebietes — wohl nie zur Ausführung gelangen.

 


 

Man wird sich darauf beschränken,von Einzelgebieten Spezialfloren zu schreiben, wie es bereits für gewisse Länder, z. B. für den Balkan (hier wieder gesondert Griechenland und Bulgarien), für Syrien und Palaestina, Aegypten und Kaukasus, geschehen ist.Ebenso wird Zentralasien als eigenes Florengebiet zu behandeln sein, übrigens eine enorme Arbeitsleistung, die nur in Leningrad, wo ein gewaltiges Material aufgestapelt liegt, zu bewältigen ist. Mithin wird das ersehnte Supplementum II nur die Länder Kleinasien, Mesopotamier und Persien zu behandeln haben, das — sei es als Ganzes oder in Einzelfloren — eine Zusammenfassung alles dessen zu bringen hätte, was seit dem Jahre 1888 über die Flora dieser Länder bekannt geworden ist.

Als ein Beitrag für ein solches Supplementum oder einer Spezialflora Anatoliens mögen vielleicht vorliegende “Symbolae" willkommen sein, die eine Gesamtaufzählung der noch nicht publizierten Ausbeute meiner eigenen früheren Reisen in Kleinasien — der Jahre 1889, 1890, 1899 und neuerdings des Jahres 1929 — bringen soll, z. T. Auch Sintenis'sche Herbaraufnahmen — d.h. soweit mir diese zugänglich waren — gleichen Gebietes (Prov. Pontus, Paphlagonien etc.) mit berücksichtigen wird. Daß diese Veröffentlichung erst jetzt erfolgt, ist übrigens auch dadurch veranlaßt, daß das von Wolff schon vor Jahrzehnten angekündigte Supplement ja doch den größten Teil meiner Sammlungen gebracht hätte. Ich zog es daher vor, mein persönliches Interesse an der Erforschung des Orient mehr östlicheren Gebieten zuzuwenden, mit deren Flora — Persiens und Mesopotamiens — ich von meinen Reisen der Jahre 1892 und 1893 her ja leidlich vertraut war. So unternahm ich zunächst noch eine zweite Reise nach Persien in's Elbursgebirge (J. 1902 gemeinsam mit meinem Bruder) und dann (1913) als Gast der Fedtschenko'schen Expedition nach Turkestan und Buchara, Reisen, die beide — ungemein reizvoll — sehr ergebnisreich verliefen. Nebenbei kamen die ansehnlichen Sammlungen von Th. Strauß aus dem westlichen Persien (Kurdistan, Luristan) zur Bearbeitung ("Plantae Straussianae" etc.), ferner die Knapp'schen Aufsammlung aus dem Nordwesten Persiens (“Pl. Knappianae") und solche von Bruns aus dem Elbursgebirge (“Pl. Brunsianae"), alles zeitraubende Arbeiten, die mich kaum zur Veröffentlichung meiner eigenen Ausbeute genannter Reisen im fernen Osten kommen ließen, jedenfalls aber mein Interesse von Kleinasien etwas ablenkten. Trotzalledem kamen in den Jahren 1906, 1908 und 1910 doch noch drei kleinere Reisen (von je einem Vierteljahr Dauer) nach Lydien-Carien, Syrien und Aegypten zur Ausführung.

So entschloß ich mich erst lange nach dem Krieg zu vorliegender Abhandlung, fand es aber angebracht, zuvor nochmals eine (fünfte) Reise nach Kleinasien zu inszenieren, mich hier nur auf wenige Plätze in Bithynien, Galatien, Paphlagonien beschränkend. Die vorliegende Aufzählung behandelt somit die Ausbeute

1. der beiden Reisen d.J. 1889 und 1890 im Pontus, Cappadocien, Galatien, Paphlagonien,

2. der Reise 1899, soweit die Sammlungen aus Bithynien stammen*) [Die in Phrygien gemachten Sammlungen, besonders in der Umgebung von Akseher am Sultandagh wurden bereits veröffentlicht in Beihefte z. Bot. Centralbl. XXIV (1909) S.441-563 (“Ergebn. ei. Reise n. d. Sultandagh in Phrygien"]

3. der Reise 1929 nach Bithynien, Galatien, Paphlagonien.

4. Sammlungen von P. Sintenis in den Provinzen Pontus und Paphlagonien, sowie

5. solche von Professor Bernhard der Jahre 1928-1930 in verschiedenen Teilen Anatoliens, die mir zur Bearbeitung überwiesen waren (Belege darüber zumeist im Herbar Haussknecht befindlich).

Nicht mitaufgenommen sind in der Aufzählung die Sammlungen meiner Reise d.J. 1906 nach Lydien und Carien, da diese schon in, “Florula Lydiae" (Mitteil, des Thüring. Bot. Ver., n. F., Heft XXIV, 1908) veröffentlicht worden sind.

Beim Bestimmen der Pflanzen meiner ersten beiden Reisen (1889, 1890) war ich vielfach auf die Hilfe Freyns und Haussknechts angewiesen. Die gemeinsam mit Freyn aufgestellten Arten finden wir veröffentlicht in “Oesterr. Bot. Zeitschrift" Jahrg. 1890-1894 (Freyn: Plantae novae Orientales), ferner in “Bulletin de l' Herbier Boissier" tom. III, V, VI (1895, 1897, 1898) und “Memoires de l' Herb. Boiss. Nr. 13, sowie “Bull. de l' Herb. Boiss. 2. ser." Nr. 3 (1901) unter dem Titel “ Freyn: Über neue und bemerkenswerte Orient. Pflanzen." In genannten Abhandlungen sind auch die von Sintenis in Kleinasien entdeckten zahlreichen neuen Arten rite publiziert worden. Die von Haussknecht aufgestellten neuen Arten sowohl der Sintenis'schen sowie meiner eigenen Sammlungen der ersten beiden anatolischen Reisen blieben seitens Haussknecht—bis auf wenige Ausnahmen — leider unveröffentlicht; auch hat Haussknecht darüber keine Diagnosen ausgearbeitet, und nur in den Exsikkaten, die an die ersten Institute des In- und Auslandes abgegeben wurden, ist ihr Name (als nomen nudum) niedergelegt. Inzwischen sind viele der neuen Arten in den betreffenden Monographien bearbeitet worden. Ich selbst habe in “Novitiae florae Orientalis", series I-V Nr. 1-90 (Mitt. d. Thüring. Bot, Ver. n. Folge, Heft XX S. 1-151 [1904-1906]; XXI S. 79-83 [1906]; XXII, S. 42-52 [1907]; XXIII, S. 1-24 [1908]) mich bemüht, Versäumtes teilweise nachzuholen.

Zur Schreibweise der türkischen Ortsnamen: Da die neuen türkischen Schriftzeichen c, s, c nicht Jederman geläufig sind und das Zeichen c; mit dem französischen c verwechselt werden kann, bediente ich mich für c und s der slavischen Schreibweise:

è (= türk. ç) sprich tsch (z.B. Èamlübel=Tschamlübel)

š (= türk. º) sprich sch (z.B. Pešèam= Peschtscham)

c (türkisch) sprich dsch, dj (z.B. Ercias-dagh= Erdschias-dagh; Bilecik =Biledschik).

z sprich s (weich; z.B. Bazar= Basar).


p. 15:

Paeonia officinalis L. — Boiss. 1,97 (“P. peregrina"; non Mill.) f. fol. subtus dense pubescentibus. — Prov. Pontus: Amasia, in regione superiore montis Sana-dagh, 13-1600 m. (15. V. 1890 et 15.16.VII. 1889; B. nr. 1319 et 2682, c.et fr.). Gümüš-chane. supra Tal-taban (26.V. et 7.VII.1894 Sint. nr. 5591).


[Nach der Einleitung folgt die Aufzählung der einzelnen Pflanzen. In der Familie Ranunculaceae S. 4 – 15 als einzige Paeonie obiger Eintrag. Dr. C. Burkhardt , Juli 2000]